GRÜNDUNG. ENTWICKLUNG. ERHALT.
Die Gründer im Gespräch.



„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ Hermann Hesse

Wieder von vorne Anfangen, alte Gewohnheiten über Board werfen, Niederlagen eingestehen und Siege feiern. Das kennen Anke und Frank Buchmann, die Gründer der Prüftechnik Buchmann nur zu gut. Sie haben in ihrem Leben so einige Neuanfänge gewagt. Neuer Anfang, neue Chancen und neue Herausforderungen, das hatten wir 2007 im Fokus, als wir die Prüftechnik Buchmann GmbH & Co. KG neugründeten. Lesen Sie die ganze Geschichte der Prüftechnik Buchmann im Interview mit Anke und Frank Buchmann.

 

Anke, können Sie kurz beschreiben was Ihre Firma macht?

Das Kerngeschäft ist die Kalibrierung von Werkstoffprüfmaschinen. Das können Sie sich vorstellen wie der TÜV für Ihr Fahrzeug. Unsere Techniker besuchen unsere Kunden Vor-Ort und führen die genormten Untersuchungen an Härteprüfgeräten, Zugprüfmaschinen und Pendelschlagwerken durch. Am Ende erhält der Kunde einen Kalibrierschein, in diesem sind die überprüften Parameter des Gerätes dokumentiert, ähnlich wie bei Ihrer Hauptuntersuchung.

Frank, wie kamen Sie auf die Idee dies zu tun?

Ich habe nach meiner Ausbildung in einem Betrieb gearbeitet, die diese Geräte herstellten. Nach einiger Zeit im Unternehmen habe ich gekündigt, um mein eigenes Serviceunternehmen zu gründen. Das war 1989. Der Betrieb, in dem ich damals angestellt war, war schon ein ziemlich großes Unternehmen mit festen Strukturen und Hierarchien. Ich habe mich in meiner damaligen Position unterfordert gefühlt und wollte etwas eigenes Aufbauen. Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein und meinen Arbeitsalltag selbst gestalten. Hinzu kam der Wunsch, meiner Familie mehr bieten zu können und mir selbst mehr zu leisten, als es mit meiner damaligen Anstellung möglich gewesen wäre.

Frank, können Sie sich noch an den Moment der Gründung erinnern?

Der Moment der Gründung ist vielleicht etwas unspektakulär. Aber als ich meine damaligen Geschäftsräume bezogen habe - das war schon ein mächtiges Gefühl. Klar hatte ich damit noch keine Mark verdient, aber damals habe ich mich wie der Leiter eines Imperiums gefühlt. Ich habe dann ganz klein in meiner Werkstatt angefangen, defekte Härteprüfgeräte wieder in Schwung zu bringen.

Frank, was waren die größten Herausforderungen in den ersten Gründungsjahren?

Eindeutig mein eigenes Gehalt. Ohne ein kontinuierliches Einkommen, muss man schon jeden Pfennig zweimal umdrehen. Ich habe aber nebenher noch das Haus Wagner in Langenfeld gemeinsam mit zwei Kumpels gepachtet. Tagsüber war ich in der Werkstatt und abends bzw. nachts in der Kneipe. Da blieb natürlich kaum Zeit für Familie und Freizeit. In der Selbstständigkeit bleibt einem leider nicht mal mehr das Wochenende. Bis auf wenige Ausnahmen hat sich dies allerdings zum Glück geändert. 

Anke, mittlerweile führen Sie die Prüftechnik Buchmann, wie kam es dazu?

Mein Mann ist eher der Macher und nicht der Papiertyp. Ich bin bereits 1991 in das Unternehmen gekommen und habe dort administrative Aufgaben übernommen. Das waren die alltäglichen Büroarbeiten, Kontakt zum Finanzamt und zum Steuerberater. Frank hat sich da weitestgehend rausgehalten und sich um die technischen Details gekümmert. Nachdem wir uns 2005 neu orientierten, gab ich den entscheidenen Anstoß das Unternehmen neu aufzubauen. Für Frank war es eine Entlastung, dass ich die Neugründung 2007 übernahm und er seinen Fokus auf die Leitung des Kalibrierlaboratoriums und die Kundenbetreuung Vor-Ort legen konnte.

Frank, können Sie den Werdegang des DAkkS Kalibrierlaboratoriums beschreiben?

Damals haben die Kunden bei uns angerufen, damit ich Vor-Ort die Geräte instand setze oder einstelle, damit dann die staatliche Organisation kommen kann, um die Kalibrierung durchzuführen. Ähnlich wieder wie bei Ihrem Fahrzeug, erst bringen Sie es in die Werkstatt und dann zum TÜV. Ich habe mir gedacht, wenn ich die Instandsetzung und Einstellungen mache, ergibt sich ein großer Kundennutzen, wenn ich auch die Kalibrierung durchführe. 1995 wurde es dann für Privatunternehmen möglich eine Akkreditierung zu erlangen. Das ist die staatliche Zulassung als Kalibrierlaboratorium. Mit meinem Geschäftspartner haben wir alle Informationen zusammengetragen die wir benötigten und sind die Akkreditierung angegangen. Das war ein unglaublicher Aufwand, Erstellung eines QM-Handbuchs, Arbeitsanweisungen, Messunsicherheitsberechnungen, Messmethoden entwickeln und Papier, Papier, Papier...
Schlussendlich haben wir 1996 die Akkreditierung erlangt, womit wir der dritte auf diesem Gebiet in Deutschland waren. Zuerst war es das Material Prüfungsamt Hannover, Zwick und dann wir.

Frank, Sie haben gerade von Ihrem Geschäftspartner gesprochen, können Sie uns darüber mehr erzählen?

Aufgrund des wachsenden Arbeitsvolumens und der Investitionsherausforderung der Akkreditierung habe ich mir einen Geschäftspartner mit ins Boot geholt. Mit diesem gemeinsam sind wir 1997 mit einem anderen Unternehmen für Stanzwerkzeuge fusioniert. Ich war damals als geschäftsführender Gesellschafter und stellvertretender Kalibrierlaborleiter in der neuen Gesellschaft tätig.

Anke, Sie sind jetzt im Süden bei Schwäbisch Hall tätig, warum sind Sie umgezogen?

Zum einen haben wir einen deutlichen Standortvorteil in Süddeutschland gesehen. Dort sind viele Maschinenbauunternehmen angesiedelt und auch die großen Automobilhersteller haben produzierende Gewerke hier. Zum anderen ist Frank die ganze Woche unterwegs bei Kunden. Unser Gedanke war es, die Kunden im Süden zu bedienen und kürzere Wege zur Familie nach Hause zu haben. So konnte Frank auch mal Mittwochs heimkommen und Donnerstag, Freitag von zu Hause aus wieder los. Aber um ehrlich zu sein, am meisten haben uns die zusätzlichen Sonnenstunden im Süden gereizt.

Frank, warum haben Sie sich von Ihren Geschäftspartnern getrennt?

Ich habe mich durch die Distanz weniger in der Firma einbringen können. Klar, ich habe meine Kundentermine wahrgenommen und an wichtigen Meetings und Mitarbeitergesprächen teilgenommen, aber durch meinen familiär begründeten Umzug habe ich mich selbst von der Leitung des Unternehmens zurückgenommen. Damals hatten wir noch nicht die ganzen Kommunikations-Apps wie WhatsApp oder Zoom, daher waren die Kommunikationswege einfach zu lang. Diese Punkte und interne Differenzen führten dazu, dass wir uns 2005 entschieden, getrennte Wege zu gehen. Ich habe dann für kurze Zeit eine andere Kooperation mit einem Unternehmen in der Pfalz geführt, um dann 2007 wieder in der Lage zu sein, ein eigenständiges rein familiengeführtes Unternehmen aufzubauen. So wurde unter dem damaligen Namen, die Prüftechnik Buchmann GmbH & Co. KG zu neuem Leben erweckt. Ich muss da immer an Hesses Aussage denken: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.

Anke, wo stehen Sie heute?

Heute sind wir ein gesundes Familienunternehmen, welches durch die langjährige Erfahrung in verschiedenen Unternehmen profitiert. Unser Sohn ist im August 2018 hinzugestoßen. Schon während seines Studiums hat er tatgräftig mitgeholfen. Ich führe die unternehmerischen Geschicke der Firma, Frank obliegt die technische Leitung sowie die gesamt Verantwortung für das Kalibrierlaboratorium. Seit 2008 haben wir eine sehr enge Partnerschaft mit KB Prüftechnik. Wir übernehmen einen Teil ihres Vertriebs sowie Services für den führenden Hersteller von Härteprüfgeräten. Sie können uns jährlich auf unserem gemeinsam betreuten Messestand auf der Control in Stuttgart besuchen. Unsere Kunden sind aus allen Bereichen des Maschinenbaus, Härtereien, produzierendes Gewerbe aus Luft- und Raumfahrt, sowie Automobiler und Automobilzulieferer. Wir haben unser DAkkS akkrediertes Kalibrierlaboratorium nach DIN EN ISO 17025:2018 stetig erweitert, sodass wir heute Härteprüfgeräte, Zugprüfmaschinen, Pendelschlagwerke und Federprüfmaschinen nach den ISO und ASTM Normen kalibrieren können und dafür akkreditiert sind.

Anke, wie fühlt es sich als Unternehmerin in der männerdominierten Branche an?

Eigentlich habe ich auch sehr viel Kontakt mit weiblichen Geschäftspartnern. Ich fühle mich als Frau weder benachteiligt, noch habe ich das Gefühl wenig ernst genommen zu werden. Im Gegenteil, ich habe oftmals das Gefühl auch dem Griesgrämigsten ein Lächeln zu entlocken. Ich telefoniere gerne mit den Kunden, bei mir kommen Sie meistens raus, wenn Sie bei uns anrufen. Manchmal muss ich technische Fragen weiterleiten, aber im persönlichen Gespräch mit meinen Geschäftspartnern, kommunizieren wir stets auf Augenhöhe.

Anke, wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Der Umschwung der Mobilität wird uns in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Die Automobilindustrie wird in kommenden Jahren durch die Elektromobilität vor großen Veränderungen stehen. Dies wird einige unserer Kunden unmittelbar, andere mittelbar und nicht zu letzt auch uns tangieren. Aber unternehmerisches Geschickt gepaart mit Innovation und Qualität wird uns gestärkt aus den Herausforderungen hervorgehen lassen.